Mittwoch, 23. März 2011

Heroin, sagte sie?


Tagebuch,

Heroin, sagte sie. Heroin, Drogen, ja, die Liebe, die Droge, das Verlangen, Abhängigkeit. Ist ja ok, eigentlich, wenn man den Stoff immer bekommt. Aber was wenn nicht? Allein schon die Angst ihn nicht mehr zu bekommen, tötet. Es tut mir innerlich weh. Solange hab ich gehadert, nicht weil ich nicht wollte, weil ich erst einmal daran kommen musste.
Jetzt hänge ich an der Nadel. Jeden Tag wieder, es geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Einige Stunden sind richtige Befriedigung, ja es ist wirklich…
Befreiend.
Aber wenn der Rausch vorbei ist, was dann?
Alleine, wieder alleine, ohne Stoff, ohne meinen ewigen Durst danach zu stillen.
Ihre Schuld.
Heroin, sagte sie, das beste was ihr je geschehen ist.
Was bin ich?
Ich bin nur die Kippe, ich bin nicht das Heroin, das hat sie irgendwann verlassen.
Ich bin nur…
Nein, nicht nur Ablenkung, trotzdem, ich bin nicht alles.
Ich bin nicht das, wonach ich strebe zu sein.
Mal wieder.
Ich verlange zu viel von den Menschen um mich herum.
Liebt mich, hasst mich, verachtet & vergöttert mich.
Nein, ich verlange nicht zu viel, ich verlange noch nicht einmal Anerkennung! Das ich gesehen, wahrgenommen werde, ist das einzige was ich will.
Meine Kunst.
Sie soll auch gesehen werden, sie ist doch so wundervoll
Zwar so minderwertig, aber so wundervoll zugleich!
Oder bin nur ich der Meinung?
Bin ich der einzige?
Nein.
Aber es ist mir jetzt auch egal. Ich bin in meiner eigenen Welt und er ist immer noch hinter mir her. Er hat Macht über mich.
Sie hat Macht über mich.
Ich bin alleine.
Mal wieder.
Oder fühle ich mich nur so?
Nein, sonst wären da jetzt Hände die mich fangen würden, aufnehmen, mir entgegen kommen!
Aber sie sind da nicht.
Alleine.
Oder ist es etwa falsch so zu denken?
Ich bin hier natürlich alleine, es ist meine Welt, ich bin alleine hierhergekommen um mich selbst zu finden, also sollte ich mich auch nicht beschweren.
Trotzdem, scheiß Gefühl.
Heroin, wo ist es?
Ich brauche es, brauche sie, wo ist meine Spritze?
Da, ich hab sie gefunden, mitten in der Ödnis, verdorbenes Land.
Aufgestochene Adern, schwarzes Loch, ich zittere, doch jetzt ist alles wieder so voller Leben…
Wie lang noch?
Wie lang hält es an?
Zu kurz, ich muss weiter, lechze nach dem nächsten Schuss.
Ich bin zu klein, zu willenlos um aufzuhören.
Nein, es ist nichts Schlimmes dabei, Heroin, sagte sie.
Solange ich immer die Befriedigung bekomme…
Ja, sie ist immer da, sie verlässt mich nicht, hat sie gesagt, hat sie immer gesagt, da ist sie, meine Spritze.
Ich brauche sie, was würde ich ohne machen?
Schwierig, vermutlich einfach so leben.
Warum bindet man sich immer nur an irgendetwas?
Schrecklich, aber doch so schön.
Liebe ist schon ein komisches Gefühl…
Aber ich liebe die Nadel und sie mich, ich weiß es.
Ich renne, er ist immer noch hinter mir.
Ich denke gar nicht mehr an seinen feurigen Atem.
Verdammt, da höre ich ihn wieder!
Du wirst allem um dich herum wehtun, lass es doch einfach.
Du zerstörst alles, kannst kein Glück sehen!
Kann ich das wirklich nicht?
Kann ich, kann ich nicht, vielleicht will ich auch gar nicht?
Mein Glück ist mir heilig, das der anderen mir egal.
Oder will ich wirklich, dass sie unglücklich sind?
Sie sollen doch alle leiden, so viele sollen leiden!
Aber nicht durch mich, nein, ich zerstöre nicht, ich bin ein wahrer Schöpfer.
Ich erschaffe doch so viel Gutes
Oder etwa nicht?
Alles was ich schreibe, ist Gut.
Alles was ich tue, ist Gut und Recht.
Alles wofür ich lebe, ist das mein Leben Gut ist.
Lasst mich doch nur einfach leben, das ist es!
Ich will nur leben.
Aber es gibt keinen Grund sich zu beschweren…
Ich kann ja leben.
Aber nicht mit euch.
Brennt, brennt, so wie er mich brennen sehen will.
Flammen, Feuer, es beherrscht meine Gedanken.
Ich spüre ihn wieder, er ist dicht hinter mir, spricht zu mir.
Renn weiter, du bist so klein, ich will dich leiden sehen, so wie du alle anderen leiden sehen willst!
Du bist ein schlechter Mensch, du bist ein minderwertiger Mensch, meine Meinung ist die richtige!
Ich beruhige mich, Heroin, sagte sie…
Doch vielleicht hat er Recht.
Vielleicht bin ich schlecht für die Welt, schlecht zu dem Rest, schlecht zu euch.
Aber hier, in meiner Welt, in der ich mich selbst und ihn finden wollte, gelten meine Regeln.
Und da draußen bei euch…
Da ist es mir scheiß egal für was ihr mich haltet.
Es macht mir Spaß, zu sehen, wie ihr lacht, hasst, lebt & vor allem sterbt.
Denn über allem weht der Wind so kalt.
Ich liebe euren Hass, ich bin gerne schlecht und ein böser Mensch.
Heroin, sagte sie.
Geht doch einfach sterben!

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