Samstag, 2. April 2011

Wenn Engel hassen.


Die Klinge lodert noch in meiner Hand,
du liegst niedergestreckt vor mir.
Du weißt, wer mich gesandt',
wer den Tod brachte dir.

Du bist zwar aus Schatten geboren,
doch auch du kanntest das Licht.
Du hast es vor langer Zeit verloren,
zurückhaben, wolltest du es nicht.

Ich ziehe weiter, auf der Reise,
ich ziehe weiter und bin alleine.
Ich suche euch auf meine Weise,
niemand sieht, dass ich weine.

Denn was ist schon beständig?
Allein das Böse, das ich jage.
Was ist noch beständig?
Nichts, wozu noch die Frage?


Seraphiel, der Grund für diese Zeilen ist dir in deiner unendlichen Weisheit wohl bewusst.
Erlöse mich von dieser Aufgabe!
Ziehe mich fort, ich kann das nicht mehr. Verstehst du nicht, selbst die Höchsten unter den Engeln können dem Wahnsinn anheimfallen! Ich sollte den Schattenläufer morden.
Dann sollte ich weitere Dämonen morden.
Seraphiel, sieh es ein, dieser Krieg ist verloren. Wir können nicht an ausgebrannter Front kämpfen! Bist du denn ob der Rachsucht blind geworden? Hat der Geist in dir, den du solang so klein halten konntest nun Überhand ergriffen? Schwöre mir bei dem Namen des Schöpfers dass es nicht so ist!
Du weißt, was damals passierte.
Sieh her, ich erkenne meine Aufgabe. Aber es gibt einfach so viel, was mich abhält, ablenkt, in den Wahnsinn treibt.
Bitte, meine Klingen werden stumpf, mein Verstand trüb, meine Kräfte schwinden.
Sie sind nicht wie wir.
Sie sind der Schatten, wir sind das Licht. Ohne Licht gibt es keinen Schatten, die einzige Möglichkeit, sie endgültig zu vernichten, wäre unser Untergang.
Willst du das?
Willst du dass unser Geschlecht wie so viele andere auf dieser Erde zu Grunde geht?
Nein, das willst du nicht, du sahst nicht was ich sah.
Auf meiner ganzen langen Reise, gab es etwas, das immer ein steter und treuer Begleiter war. Das Chaos, das Böse, der Hass. Es ist überall, nur die ewige Leere ist immer da, alles was selbst wir göttlichen Wesen schaffen ist vergänglich! Verstehe Seraphiel, du hältst mein Herz in deiner Hand, du gießt Blut durch meine Adern, du bist mein Herr.
Doch ich kann und will das nicht so weiterführen, ich zerbreche daran.
Sag mir, wie ist es mein Herz in deiner Hand zu halten?
Sag mir, wie ist es, über meine Gefühle bestimmen zu können?
Sag mir, wie ist es, mit nur einer Gefühlsregung tausende zu bedeuten und mich gleichermaßen in Frohsinn als auch in tiefste Verzweiflung stürzen zu können?
Wie ist sie, die Macht?
Ist sie schön? Ich hoffe du genießt sie, denn bald werde ich sie mir zurückholen.
Denn ich bin frei!
Ich werde, wenn es sein muss in blutiger Rache mir all das nehmen was mir zusteht. Meine Gefühle, meinen Willen, mein Leben!
Ich bin schon lange nicht mehr so angewiesen auf dich, erinnerst du dich noch an meine Ausbildung? Ich hing an deinen Lippen, ich wollte dir gefallen. Es wurde besser, doch immer noch hast du fast mein ganzes Ich.
Und doch betrachten alle dich als Märtyrer. Ich hasse dich dafür, dass du der bist, der du bist. Denn selbst Engel können lügen, ja, sie können auch sterben.
Denn du, solltest eigentlich schon lange für mich gestorben sein.
Bist du aber noch nicht.
Sag mir, warum nicht?
Ich sage es dir.
Weil du bist, wie du bist.
Ich werde die Erinnerung an dich zerfetzen, bis nur noch blutige Überreste deiner Flügel übrigbleiben.
Ja, fürchte mich, mich einen niederen Seraphim, für deine Zwecke missbraucht und ausgenutzt.
Du erzähltest mir, vor langer Zeit, etwas von Treue, Reue, von Krieg und von so vielen anderen Dingen, aber vor allem von Liebe, weißt du noch?
Seraphiel, du weißt nichts.
Du wirst bluten, wie alle Dämonen vor dir.
Ja, du hörst richtig, du bist mein Dämon.
Obwohl du ein Engel bist.
Blute Seraphiel, blute dein selbst aus, bis nichts mehr übrig ist.
Ich hasse dich Seraphiel, ich hasse dich und kann dich weder vergessen noch wirklich hassen.
Das einzig konstante ist der Hass und das Böse.
Blute Seraphiel, blute...




- Der Poet, Barde, Dämon.