Donnerstag, 2. Dezember 2010

Kapitel 4.

Kapitel 4
Schattenwandler


Keratras materialisierte sich völlig außer Atem in der Beschwörungskammer. Ein sofortiger Reisezauber mit so wenigen Reserven raubte sogar seinesgleichen die Kräfte. Erschöpft schleppte er sich aus dem runden, hohen Raum in dem nur 3 Kerzen brannten die Licht spendeten. Der Zirkel der auf dem Boden gemalt war leuchtete ebenso, jedoch weder sehr hell, noch sehr weit. Als er aus dem Zimmer war kamen ihm 3 mit gesenktem Kopf gehende schwarze Gestalten entgegen. Es waren Novizen des Kultes, man erkannte sie an den schlichten Roben, die nichts waren im Vergleich zu der von Keratras. Sie war Violett, trug die Insignien des Schattanwandlers und zeigte seine Befehlsgewalt gegenüber dem Orden. Als der Magus den langen Gang, gespickt mit tausenden Türen, zuende schritt, stieß er die große Holztür auf und lief erhobenen Hauptes mit festem Schritt auf die Gestalt zu, die erführchtig in diesem riesigen dunklen Raum, der nur von Magie erleuchtet wurde, vor einem Abgrund kniete, die Hände zum Gebet gefaltet. Es war ein roher Abschnitt des Komplexes, er wurde fast naturbelassen, es gab nur ein Altar vor dem riesigen Abgrund und die herausgehauene Tür. Von der Tür aus betrug die Länge etwa fünfzig Meter, in die Breite siebzig. Die Höhe konnte man nicht messen, er ging vermutlich bis knapp unter die Erde, da die ganze Anlage unter einem Berg war. Ja, vermutlich sogar bis zur Spitze des Bergs, denn dies war der wichtigste, zentralste Raum. Der Ritualraum. Als Keratras schon fast am Altar angekommen war, begannen Schatten sich zu regen und zu wandeln und im nächsten Moment standen zwei Gestalten vor ihm, geboren aus dem Schatten, jedoch tödlich und unnachgiebig. Die erste wallende Gestalt begann mit dumpfer, tiefer Stimme, die jedoch nur wie ein Flüstern klang zu sprechen. "Wer bist du? Was willst du hier?" Keratras rührte sich nicht, doch nicht weil er Angst hatte. "Komm schon, du weißt es genau. Erzmagus Keratras, Anführer der Menschendelegation am Rand des Waldelfenlandes. Und jetzt lasst mich zu eurer Herrin!" Die Schatten verbeugten sich knapp, bevor sie wie Staub zu Boden fielen und sich wieder im Raum verteilten, bereit sich erneut zu manifestieren und ihre Meisterin zu beschützen. Als der Magus nun am Altar war, schritt er um ihn herum und kniete sich zu seiner Herrin. "Ich hoffe du hast Neuigkeiten, man stört nicht einfach die Schattenwandlerin bei ihrem Gebet zum Einen." Keratras schluckte. Er musste sich überwinden nicht in den Abgrund zu starren, denn jedes mal als er dies tat, musste er den einzigen winzigen roten Punkt in dieser unendlichen Dunkelheit fixieren, in diesem Abgrund, ohne Boden und Ende. Doch wann immer er dies tat, begann die Tiefe in ihn zu blicken. Die einzige Person die stark genug war dem zu begegnen, war die Meisterin. Konzentriert erhob er das Wort. "Ja, ich habe Neuigkeiten. Ich glaube ich habe sie gefunden. Diejenige, die unsere Prophezeiung vereitelt, sowie jene der Mondsänger erfüllen soll." Seine Herrin brach aprubt ihr Flüstern ab und antwortete Keratras mit einer gefühlskälte in der Stimme, die ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen wollte. "Du wagst es in unserem größten Heiligtum unsere ärgsten Feinde zu erwähnen? Dafür das du auch nur ihren Namen in den Mund nimmst sollte ich dich tausende Tode leiden lassen! Aber nun sag, glaubst du sie ist es, oder weißt du es?" Keratras musste sich erst sammeln, bevor er seiner Gebieterin etwas entgegnen konnte. "Ich, bin mir nicht sicher, wir konnten sie nicht testen aber..." Keratras rang mit Übelkeit, er spürte das sich etwas seiner bemächtigte, eine fremde Macht und er konnte nichts dagegen tun. "Aber ich spürte ihre Ströme. Sie ist weder Elf noch Mensch, außerdem ist sie eine der Schwestern des Mondes. Sie ist mächtig, sie ist das Werkzeug und besitzt den Schlüssel. Ihre Gefährtinnen sind die Wächter von denen die Rede ist. Doch der Katalysator..." Der Erzmagus machte eine kurze bedächtige Pause. "Der fehlt ihr noch." Seine Meisterin lachte knapp und zynisch, obgleich seiner letzten Worte. "Der Katalysator fehlt ihr, wie reizend. Haben sie dir nichts beigebracht auf dem Weg zum Magiertum? Es gibt keinen konkreten Katalysator, genauso wenig wie wir einen haben. Es ist immer das Gleiche. Du weißt, ich bin das Werkzeug unseres Herren. Den Schlüssel dazu siehst du vor dir, die Schlucht der Schatten. Die Wächter müssten sich auch erklären. Nicht umsonst kamen Slaran und Narkan zu uns. Doch das sind nicht die Probleme. Der Katalysator ist immer der selbe, nur der Haken ist, wir haben alle keine Ahnung wer oder was es ist. Dennoch sind wir im Vorteil. Wir wissen von der Prophezeiung, sie noch nicht. Oder?" Die Herrin drehte ihren Kopf den sie unter der schwarzen Stoffkapuze versteckte zu Keratras. Ihre Pechschwarzen Augen durchbohrten seinen Kopf, sie sah im mitten in die Seele. Er war wie versteinert, doch bald schon widmete sie sich wieder dem Abgrund. "Sehr gut, sie haben keinen Schimmer. Genauso wenig wie die Menschen. Die Elfe in Valiares ist für uns nun von größter Wichtigkeit. Die Menschen werden sie nicht töten, das bedeutet wir brauchen einen Agenten dort. Sie muss sterben, dann haben wir den Sieg schon so gut wie errungen. Wen können wir dorthin entsenden?" Der Magus dachte angestrengt nach, doch ihm wollte einfach niemand einfallen, der fähig dazu gewesen wäre. Die Meisterin des Ordens stand auf und drehte sich zum Altar um, während sie sich selbst ein, "Alles muss man selbst erledigen.", zumurmelte. "Herrin, was hat das zu bedeuten?", fragte Keratras, obwohl er schon eine dunkle Ahnung hatte was nun folgte. "Es ist einfach lieber Erzmagus. Sollte es niemanden geben, der geeignet ist, so erschaffen wir einen! Geh auf die andre Seite des Altars." Er gehorchte ihr und stand, unwissend was nun passieren würde, ihr gegenüber. Der Altar, ein Steinblock etwa hüfthoch und aus massivem Schwarzstein stand zwischen ihnen. Er war simpel, jedoch spürte man die Macht die er ausstrahlte. "Keratras, bereite deinen Geist vor. Ich werde mich deiner Magie bedienen. Das bedeutet, du kannst aus dieser ekelhaften Menschengestalt und dein wahres Angesicht zeigen." Keratras verspürte unbändige Freude bei diesen Worten. Sofort begann er die Verwandlung zu dem was er wirklich war. Er warf die menschliche Hülle, die Haut, den Dreck ab und jedes Körperteil wurde zu reiner Energie. Es blitzte um ihn herum und seine Beine wurden zu einem Sturm aus feuriger Macht. Die Haut seines Kopfes schälte sich ab und was blieb waren Leinenbandagen durch dessen undichte Ritzen arkane Blitze zuckten. Seine Augen waren nur zwei rote Höhlen und der Rest seines Körpers instabil. Er fühlte sich endlich wieder wohl. "Da wir das nun hinter uns haben Keratras, öffne deinen Körper. Leite deine Macht zu mir." Als sie das sagte, ließ sie ihm keine Zeit sich vorzubereiten, sie nahm seinen Manafluss auf. Sie zapfte ihn an, sog die Macht in sich auf und badete darin. Ihre Hände bewegten sich zu leisem Summen und melodischem Flüstern, das immer drängender und fordender wurde. Keratras fehlte die Luft, er konnte nicht mehr atmen. Seine Brust war wie durch einen eisernen Ring zugeschnürt. Seine Herrin fuhr mit dem Zauber fort und prompt formten die Schatten auf dem Altar eine Gestalt. Sie war doppelt so groß wie ein Mensch und begann rasch Konturen anzunehmen. Sie hatte einen kurzen Hals, einen länglichen Schädel und viel zu lange Arme für seinen Körper. Seine Gliedmaßen waren dürr, doch sein Brustkorb und Kreuz waren riesig. Es war eine Missgeburt aus Schatten und Hass, geboren um zu töten. Als der Zauber schon fast vollendet war, sah man auch details an der Schattengestalt. Sie war komplett schwarz, geschmiedet aus der tiefsten Nacht, ihr Schädel hatte weder Fleisch noch Knochen, es war wallende Finsternis. Der Unterkiefer ragte hervor und die messerscharfen Zähne fletschte er. Keratras Meisterin formte schlussendlich noch 2 Waffen. In jeder Hand trug er eine zweischneidige Axt, riesengroß, ein Krieger hätte vermutlich nur eine tragen können. Letzte Schatten fielen zu Boden, als das Konstrukt erwachte und sich umsah. Er sah auf seine Hände, er war plump, unbeholfen. Doch formte er Worte als wär es die natürlichste Handlung. Doch seine Worte waren unnatürlich, er sprach dämonisch. Keratras bekam so gut wie nichts mit, er war zu erschöpft von dem Machtkanal den er zu seiner Herrin legte. Die Führerin des Ordens gab dem Dämon knappe Befehle, der Magus konnte nur Gwindola und etwas das so ähnlich wie "Blut" klang verstehen. Plötzlich verschwand die Gestalt wie als hätte sich ein Mantel über ihn gelegt. Die Schattenwandlerin nahm wieder ihre Gebetspose ein und begann zu Keratras zu sprechen. "Entferne dich. Du hast dir diesmal die Ruhe verdient, auch wenn du versagt hast. Geh und wenn du meinst wieder beriet zu sein mir zu dienen, dann geh zu Slaran." Der Erzmagier nickte knapp doch eine Frage brannte ihm auf der Zunge. "Der Dämon den du heraufbeschworen hast, der Schatten, was war das? Soll er in die Menschenstadt spazieren und Gwindola umbringen? Sie werden ihn finden." "Dummer, dummer Keratras. Er ist ein Gesichtsdieb. Er wird einen der dortigen Anführer töten und seine Gestalt annehmen bis der Zeitpunkt reif ist. Außerdem wird er auch keinen unglaublich wichtigen Mann töten. Es ist ein sicherer Plan. Es wird gelingen. Und nun, hinfort mit dir." Er drehte sich um und begann aus dem Raum zu schweben. Als er sich entfernte und die Tür hinter sich schloss sprach die Herrin der Schatten zu sich selbst in einem leisen beschwörenden Ton. "Bald ist es soweit. Bald wird die Nacht hereinbrechen und alles Lebende vernichte, wie in den ersten Tagen. Oh, und dann werde ich regieren, an der Seite des einen. Der Rest wird unwichtig sein. Selbst der Mond wird verblassen. Ich spüre seine Umarmung... Alle Macht dem Nichts, verderben dem Lichte." Dunkelheit umfasste sie und sie fuhr mit ihrem finsteren Gebet fort.

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